Back to frontpage
Startseite Formate Textbeiträge Digitalisierung der Krankenhaus-IT

Digitalisierung der Krankenhaus-IT

Digitale Transformation: Strategien und Herausforderungen im Krankenhaus-IT-Bereich

Bei der Podiumsdiskussion des DSAG-Jahreskongresses erörterten Expert:innen die digitale Transformation im Gesundheitswesen. Im Fokus standen IT-Standardisierung, Changemanagement und die Umsetzung des KHZG. Die Teilnehmenden diskutierten, wie Krankenhäuser ihre IT-Infrastruktur zukunftssicher gestalten und die Chancen der Digitalisierung nutzen können. Im Fokus: die Digitale Transformation im Krankenhaus.

Die Podiumsdiskussion beim DSAG-Jahreskongress 2024 bot Expert:innen aus dem Gesundheitswesen eine Plattform, um über die digitale Transformation im Krankenhaus zu diskutieren. Die zentralen Themen waren IT-Standardisierung, Changemanagement und die Umsetzung des KHZG (Krankenhauszukunftsgesetz). Die Teilnehmenden waren sich einig: „Der richtige Zeitpunkt für Veränderungen ist jetzt.“

Herausforderungen der digitalen Transformation

Die Diskussion begann mit den Herausforderungen, die die Digitalisierung für Krankenhäuser mit sich bringt. Hermann-Josef Haag, DSAG-Fachvorstand Personalwesen & Public Sector, stellte die zentrale Frage: Wie können die (SAP-)Lösungen auch künftig genutzt werden? Dabei ging es vor allem um die abgekündigten Lösungen wie IS-H und in der Folge um i.s.h.med. Aber auch um S/4HANA und die Cloud.

Moderiert hat Michael Pfeil, Sprecher des DSAG-Arbeitskreises Healthcare, die Diskussionsrunde. Er hob hervor, dass „gegenwärtig viele Themen bearbeitet werden müssen: KHZG, Transformationsszenarien, ein fordernder Gesundheitsminister…“. Diese komplexen Themen machen deutlich, wie dringend eine Strategie für die digitale Transformation erforderlich ist.

Perspektiven der Diskussionsteilnehmenden

Beispielsweise wurde kritisiert, dass die Politik keine Rücksicht auf Veränderungen nähme, und Krankenhäuser werden oft nicht wahrgenommen würden. „Veränderungen im Gesundheitswesen sind kein neues Phänomen“, bestätigt Horst M. Dreyer, Geschäftsführer der Mediance GmbH. „Neu ist die Vielzahl und die Geschwindigkeit, mit der Veränderungen auf Krankenhäuser zurollen.“ Erfolgreich werden aus seiner Sicht diejenigen sein, die mit einem professionellen Multiprojektmanagement den Umgang mit Veränderungen besonders gut beherrschen.

Antonia Rollwage von Deloitte betonte die Wichtigkeit der ganzheitlichen Sicht auf Prozesse, Personen und Organisation als Erfolgsfaktor bei der digitalen Transformation. Sie wies zudem auf den wichtigen Punkt hin, dass „Changemanagement oft nicht budgetär eingeplant wird.“ Matthias Meierhofer von Meierhofer AG ergänzte: „IT funktioniert dann, wenn Anwendende sie auch nutzen.“ Diese Gedanken unterstreichen, dass die digitale Transformation nicht nur technische Aspekte erfordert, sondern auch menschliche und organisatorische Veränderungen.

Denn, es fehlt nicht nur an Pfleger:innen, sondern auch an IT-Fachkräften. Dementsprechend suchen alle Beteiligten – also KIS-Hersteller und Krankenhäuser – Expert:innen aus dem Gesundheitswesen, die sich mit den IT-Systemen auskennen. Sie als Key-User können vor allem dabei helfen, die Strukturen zu verbessern und Wissen zu vermitteln. Doch der Wettbewerb ist groß. Thomas Koschmieder von Asklepios IT Service GmbH ist sich sicher: „Wir müssen auch an uns selbst arbeiten und die Entwicklungsbedürfnisse der Mitarbeiter:innen, die Auseinandersetzung mit neuen Technologien als auch die Vernetzung aller Beteiligten aktiv befördern. Eins ist klar: IT im Gesundheitsmarkt ist spannend wie nie zuvor. Das müssen wir in den Bewerbermarkt tragen.“

Changemanagement als Schlüssel zum Erfolg

In der zweiten Diskussionsrunde wurde das Changemanagement als kritischer Erfolgsfaktor hervorgehoben. Antonia Rollwage erklärte, dass neben offensichtlichen Themen wie guten Schulungen Transformationsprojekte auch oft an der Akzeptanz scheitern. Changemanagement muss daher zudem die Kultur im Blick haben: „Krankenhäuser fokussieren sich als Expert:innen-Organisationen vorzugsweise auf fachliche Themen, während Menschen und notwendige organisatorische Veränderungen oft als weniger wichtig betrachtet werden. Technologie ist nur so gut, wie Menschen sie als Werkzeug nutzen können. Daher sollte der Mensch als wichtiger Einflussfaktor nicht vergessen werden und mit guten Einführungs- und Kommunikationskonzepten in der Veränderung mitgenommen werden.“

In diesem Zusammenhang wurde auch das Thema Leadership in der Diskussion behandelt. Martin Schumm, Partner und Vergabejurist bei RSM Ebner Stolz, kommentierte: „Führungskräfte haben Angst vor Fehlern. Doch was passiert, wenn keine Entscheidung getroffen wird, obwohl alle Informationen vorliegen? Bereits in der Ausschreibung ist das Projektmanagement mitzudenken, damit Eskalationsstrategien im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer ein Mittel gegen zögerliches Leadership vorsehen.“

Der Einfluss des KHZG

Das KHZG war ein weiteres zentrales Thema der Diskussion. Marcus Will, Leitung Geschäftsbereich IT der Universitätsmedizin Göttingen warnte: „Die Umsetzung des KHZG wird Kliniken sehr hart treffen, vorsichtig ausgedrückt. Fehler werden gemacht, wenn wir nicht gut planen.“ Christoph Wuczkowski, Vinzenz Gruppe Krankenhausbeteiligungs- und Management GmbH und stellvertretender DSAG-Arbeitskreissprecher Healthcare, verwies außerdem auf die Notwendigkeit der trägerübergreifenden Standardisierung. „Dazu sollten bestehende Prozesse und Tools gesichtet werden und einheitliche Vorgehen sowie standardisierte Prozesse eingeführt werden.“ Letztgenanntes gelte dann im Idealfall über das Krankenhaus hinaus.

Ecky Oesterhoff, Senior Business Developer bei CompuGroup Medical SE & Co. KGaA, unterstützte diese Sichtweise und betonte die Vorteile der Standardisierung für die Zukunft der Kliniken. Die Implementierung einheitlicher IT-Lösungen könnte die Effizienz der Prozesse erheblich steigern. Er ergänzte: „Das Auslaufen von IS-H ist eine Möglichkeit, alle Kommunikationsformen zu standardisieren.“

Fazit: Chancen der digitalen Transformation nutzen

Die Podiumsdiskussion hat gezeigt, dass die digitale Transformation im Krankenhaus eine Chance ist. Die Teilnehmenden waren sich einig: „Wir müssen jetzt den Grundstein für die nächsten Jahrzehnte legen.“ Michael Pfeil fasste zusammen: „Das, was Krankenhäuser jetzt tun, wird den Kern ihrer Arbeit für die nächsten zwei Jahrzehnte definieren.“

Nur durch Zusammenarbeit und klare Strategien kann die digitale Zukunft des Gesundheitswesens gesichert werden. Die Diskussion beim DSAG-Jahreskongress verdeutlichte, dass IT-Standardisierung, Changemanagement und eine proaktive Herangehensweise an die Umsetzung des KHZG entscheidend sind, um die Herausforderungen der digitalen Transformation erfolgreich zu meistern.

Mit einer klaren Vision und dem Engagement aller Beteiligten kann der Weg zu einem modernen und effektiven Gesundheitssystem geebnet werden. Horst M. Dreyer schloss mit einem wichtigen Hinweis: „Der Patient wird jetzt mit auf die digitale Reise genommen; mittel- und langfristig steigert das die Effizienz.“ Die sich hieraus ergebenden Chancen, organisch gewachsenes Chaos in den Kliniken zu sichten und zu ordnen seien enorm.

DSAG-Infotage Healthcare 2025

Die nächste Chance für Diskussionen, Austausch und Netzwerken rund um die Krankenhaus-IT und Transformationsstrategien bieten die „Infotage Healthcare“ am 19. und 20.02.2025 auf dem Campus des Universitätsklinikums Bonn. Schwerpunkt der Veranstaltung ist die „SAP S/4HANA-Transformation“.

Im Mittelpunkt der zweitägigen Präsenzveranstaltung stehen die S/4HANA-Transformation für Einrichtungen im Gesundheitswesen und damit verbunden folgende Fragen:

  • Wie gehe ich solche Transformationsprojekte strategisch an?
  • Wie entscheide ich mich für ein Szenario?
  • Was benötige ich für dieses Szenario?
  • Und: Wie gelingt eine erfolgreiche Transformation angesichts der aktuell bestehenden Herausforderungen von IS-H-Abkündigung bis Krankenhauszukunftsgesetz?

Die Infotage liefern praxisnahe Lösungsansätze. Zudem gehen sie dabei auch auf Cloud-Produkte ein und berücksichtigen KI-Anwendungen.

Wer mehr zur IS-H-Abkündigung und den Auswirkungen auf die Healthcare-Branche erfahren möchte, findet hier alle wesentlichen Informationen: