DSAG-Arbeitskreis Globalization fordert transparente SAP-Lösungen
Mehr Planungssicherheit durch klare Lizenzstrukturen und hybride Cloud- und On-Premises-Strategien
Geopolitische Spannungen und komplexe Lizenzstrukturen – das sind nur zwei der Herausforderungen, denen die Mitglieder des DSAG-Arbeitskreises Globalization gegenüberstehen. Umso relevanter für mehr Planungssicherheit ist daher aus Sicht von Arbeitskreissprecherin Natascha Kopperschmidt, dass SAP transparente Lösungen bietet, sowohl in der Cloud als auch On-Premises. Im Interview verrät sie, welche Erfolge ihr Gremium in diesem Jahr feiern konnte, was echte Meilensteine waren und welche Herausforderungen im Jahr 2025 warten.

Frau Kopperschmidt, wie würden Sie die Arbeit des DSAG-Arbeitskreises Globalization im vergangenen Jahr zusammenfassen und bewerten?
Natascha Kopperschmidt: Unser Arbeitskreis ist noch enger zusammengewachsen. Das meine ich nicht nur fachlich, sondern auch menschlich. Wir konnten viele neue Mitglieder gewinnen. Dieser Zuwachs und das gestärkte Miteinander helfen uns, sehr ziel- und ergebnisorientiert zu arbeiten, was sich auch in unseren Erfolgen widerspiegelt. Inhaltlich konnten wir dadurch mit minimalen Reibungsverlusten arbeiten und uns auf die wesentlichen Aufgaben konzentrieren. Wir gehen sehr offen miteinander um, auch mit unseren SAP-Ansprechpersonen, was eine effektive Zusammenarbeit ermöglicht.
Gab es in Bezug auf SAP-Globalization-Themen 2024 Meilensteine oder Erfolge?
Ein besonderer Erfolg war das DSAG-SAP-Globalization-Symposium, das wir nach mehreren Jahren wieder veranstalten konnten. Dieses Mal konnten wir zahlreiche lokale SAP Product Owner für den direkten Austausch gewinnen, unter anderem aus Rumänien, Polen und sogar Singapur. Der direkte Dialog mit den Entwickler:innen und Verantwortlichen ist genau das, was sich die Anwender wünschen.
Welche weiteren Errungenschaften möchten Sie hervorheben?
Die Einführung von SAP Document Reporting Compliance (DRC) (für das periodische und auch transaktionale Reporting) für Rumänien, die nach einigen Diskussionen endlich realisiert wurde, macht uns sehr stolz. Es war unklar, ob diese Landeslösung überhaupt zur Verfügung stehen würde, aber letztlich hat SAP sie geliefert, was uns sehr geholfen hat. Darüber hinaus war die arbeitskreisübergreifende Kommentierung des DSAG zum BMF-Schreiben zur E-Rechnung in Deutschland ein großer Meilenstein.
Welche Herausforderungen gab es dieses Jahr für SAP-Anwender im Bereich Globalization?
Die größte Herausforderung ist und bleibt die geopolitische Lage. Unsere Mitglieder erleben hier erhebliche Unsicherheiten, was sich auch beim DSAG-Globalization-Symposium gezeigt hat. Besonders die Entwicklungen in China und Russland wirken sich massiv auf unsere Systemlandschaften aus. Statt wie ursprünglich gedacht eine globale, einheitliche Systemstruktur zu schaffen, müssen wir erwägen, Systeme voneinander zu trennen und sprechen von Stand-Alone-Anwendungen und -Systemen.
Welche zusätzlichen Hürden sehen Sie im Bereich der Rechnungsstellung auf sich zukommen?
Ein zentrales Thema, das uns weiter beschäftigt, sind die Entwicklungen in Polen. Polen hat seine Vorschriften häufig verschoben, was für uns in der Planung und Umsetzung unberechenbar ist. Das kostet Nerven, da es schwierig ist, den Überblick zu behalten und entsprechend zu reagieren. Auch Rumänien war herausfordernd – besonders SAP von der Notwendigkeit zu überzeugen, das Land in ihre Lösungen zu integrieren. Für SAP stellt sich oft die Frage, in welchen Märkten sich Investitionen am meisten lohnen. Für uns jedoch ist es entscheidend, dass eine Lösung wie DRC in möglichst vielen Ländern einsetzbar ist – insbesondere in Europa. Eine Hürde, vor der wir also stehen ist, dass SAP dafür sorgen sollte, dass auch kleinere Länder hier nicht außen vorbleiben.
Welche Anforderungen an SAP gibt es darüber hinaus?
Wir als DSAG haben zahlreiche Erwartungen an SAP, und ein Hauptanliegen betrifft die DRC-Lizenzmetrik. Die aktuelle Lizenzstruktur ist komplex und sorgt dafür, dass selbst erfahrene SAP-Key-Account-Manager Schwierigkeiten haben, die Lizenzanforderungen und Kosten zu erklären. Das betrifft besonders Unternehmen, die DRC bisher nicht genutzt haben, aber nun aufgrund neuer E-Rechnungsanforderungen in Deutschland einsteigen müssen. Gerade mittelständische Unternehmen sind oft überfordert, sowohl was die technischen Anforderungen als auch die hohen Einstiegskosten betrifft. Unsere Umfrage zum Thema E-Rechnung Deutschland hat klar gezeigt, dass viele Unternehmen die Einführung von DRC wegen der hohen Kosten nicht in Betracht ziehen. Eine unserer zentralen Forderungen lautet daher: Ein Produkt, eine gleichbleibende Qualität, ein Preis. Wir erwarten, dass SAP eine einheitlichere und transparente Preisstruktur sowie qualitativ konstant liefert.
Welche Herausforderungen erwarten Sie und Ihren Arbeitskreis im kommenden Jahr?
Ein großes Thema wird die Einführung der E-Rechnung in Deutschland bleiben. Wir beobachten, dass viel Unsicherheit und Panik entstehen, teilweise durch Drittanbieter, die bereits Lösungen anbieten und die Dringlichkeit überbetonen. Auch in anderen Ländern stehen bedeutende Änderungen bevor. Frankreich wird in der zweiten Jahreshälfte 2026 E-Invoicing verpflichtend einführen, was wegen der hohen Umsätze vieler Unternehmen in diesem Markt eine große Bedeutung hat. Polen führt das verpflichtende E-Invoicing bereits in der ersten Jahreshälfte ein ein und ist ebenfalls ein umsatzstarker Markt, in dem sich viele Unternehmen frühzeitig auf die Umstellung vorbereiten müssen. Spanien wird ebenfalls E-Invoicing einführen.
Wie wird sich die Einführung dieser neuen E-Invoicing-Regelungen auf Unternehmen in Deutschland und Europa auswirken?
Es wird herausfordernd, all diese Anforderungen in den unterschiedlichen Ländern zeitgleich zu bewältigen. Vor allem bei umsatzstarken Märkten wie Frankreich, Polen und Spanien müssen sich Unternehmen frühzeitig um Implementierungen kümmern, da die Regelungen sehr spezifisch und nicht einheitlich sind. Auch technologisch bedeutet das oft eine Umstellung auf reine elektronische Rechnungen und den Verzicht auf Papierdokumente.
SAP DRC zur Umsetzung der E-Rechnungspflicht
Seit 1. Januar 2025 ist die E-Rechnung in Deutschland Pflicht. Welche Lösungen bietet SAP, insbesondere mit SAP Document and Reporting Compliance (DRC), für die technische Umsetzung? Informationen dazu bietet die Folge zum Thema „E-Rechnung und SAP“ des DSAG-Podcast „digital gesagt“.
Welche Rolle spielt die SAP Business Technology Platform (BTP) für globale Szenarien?
Die BTP ist bereits die Grundlage für viele SAP-Cloud-Anwendungen und wird in Zukunft unverzichtbar sein, um globale Anforderungen zu erfüllen. Sie bietet die Möglichkeit, das Kernsystem sauber zu halten, indem Anpassungen und Erweiterungen in die BTP ausgelagert werden. So wird das Kernsystem vor individuellen Anpassungen geschützt, die oft in den bisherigen ECC-On-Premises-Systemen zu hoher Komplexität geführt haben. Wir unterstützen diesen Ansatz sehr, da er uns Flexibilität gibt, ohne die Stabilität unserer Systeme zu gefährden.
Sie haben damit bereits die Cloud-Strategie von SAP angeschnitten. Welchen Stellenwert hat die Cloud im Bereich Globalization?
Die Bedeutung der Cloud im SAP-Umfeld ist nicht zu übersehen, besonders da SAP einen starken Fokus auf Cloud-first- oder sogar Cloud-only-Ansätze legt. Im Bereich Globalisierung sind wir teilweise schon auf Cloud-Lösungen angewiesen, wie beispielsweise bei den gesetzlichen Anforderungen in Ländern wie Indien oder Polen, wo die DRC Cloud Edition eingesetzt werden muss. Die Akzeptanz der Cloud ist allerdings bei den Anwenderunternehmen sehr unterschiedlich. Während große Konzerne mit umfangreichen globalen Anforderungen hybride Ansätze mit der Private und Public Cloud wählen können, bleibt die Cloud für viele Unternehmen problematisch. SAP entwickelt einige der neuen Anforderungen jedoch ausschließlich für die Cloud, was viele Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen stellt.
Viele Unternehmen erwarten von SAP vor allem Investitionssicherheit. Inwiefern ist das ein Thema im Arbeitskreis Globalization?
Viele Unternehmen haben sich für SAP entschieden, weil sie darauf vertrauen, dass SAP nicht nur ein stabiles ERP-System bietet, sondern auch rechtliche Anforderungen laufend integriert. Das war lange Zeit ein starkes Verkaufsargument und hat für Investitionssicherheit gesorgt. Doch das hat sich geändert. Mit Fällen wie der JPK-Berichterstattung in Polen oder dem SII AEAT-System in Spanien mussten Unternehmen erstmals zusätzliche Lizenzen für die Umsetzung solcher Anforderungen zahlen. Diese Entwicklung wurde anfangs stark kritisiert. Noch kritischer ist allerdings die aktuelle Entwicklung, dass Unternehmen, die weiterhin mit On-Premises-Lösungen arbeiten, gesetzliche Anforderungen manchmal nur noch über die Cloud erfüllen können. Das bedeutet, sie müssen entweder Cloud-Lösungen verwenden oder in teure Eigenentwicklungen und Drittanbieterlösungen investieren. Das führt zu einer Zwangslage, bei der Unternehmen zunehmend in die Cloud gedrängt werden.
Glauben Sie, dass alle Unternehmen dem Druck nachgeben und in die Cloud wechseln werden?
Nein, ich bin nicht überzeugt, dass es so wei kommen wird. Die Cloud-Umstellung ist eine tiefgreifende Entscheidung, die Geschäftsprozesse betrifft, die oft über Jahrzehnte gewachsen und auf die unternehmensspezifischen Anforderungen zugeschnitten sind. Die SAP-Systeme sind in diesen Prozessen verankert und sorgen für den reibungslosen Betrieb, der oft zentral für den Unternehmenserfolg ist. Niemand wird leichtfertig ein stabil laufendes On-Premises-System aufgeben, besonders wenn es um wichtige Geschäftsprozesse geht.
Zusätzlich stellt der aktuelle Fachkräftemangel eine große Hürde dar. Viele Unternehmen haben nicht die Ressourcen und das Know-how, um eine Cloud-Migration umzusetzen, selbst wenn sie es wollten. Die wirtschaftliche Lage und fehlende Rücklagen verstärken dies noch, sodass sich viele Unternehmen eher dafür entscheiden, bestehende Systeme zu ergänzen oder alternative Lösungen einzusetzen, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, als vollständig in die Cloud zu wechseln.
Gibt es neue Technologien oder SAP-Funktionen, die Sie besonders im Auge behalten und die für die Globalisierung wichtig werden könnten?
Ein spannendes Thema ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Hier sehen wir großes Potenzial, die Effizienz zu steigern und sich wiederholende und zeitaufwendige Aufgaben zu reduzieren. Besonders im SAP-Bereich könnte KI helfen, das Wissen in Nischenbereichen wie dem E-Invoicing und Reporting zu erweitern. Hier gibt es eine starke Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften, und die Verfügbarkeit ist begrenzt. Mit KI könnten wir vielleicht den Beraterinnen und Beratern Luft verschaffen. Doch: In der DSAG legen wir großen Wert auf Verlässlichkeit und Sicherheit, insbesondere weil viele unserer Mitglieder gesetzliche Anforderungen erfüllen müssen. Daher sind wir eher vorsichtig und wägen neue Technologien sorgfältig ab, bevor wir sie einführen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Im DSAGNet finden Sie weitere Informationen zur E-Rechnung auf der Themen-im-Fokus-Seite.
Lessons learn
Vorteile einer Lean-Conversion mit iterativer Vorberitung
Vorteile einer Lean-Conversion mit iterativer Vorbereitun
Gremien
💡 Lust, mehr zu erfahren?
Im DSAGNet finden Sie in diesen Gremien weitere Infos zum Thema. Schauen Sie rein und diskutieren Sie mit! Wenn Sie noch kein DSAG-Mitglied sind, können Sie sich hier registrieren und mehr zu den Vorteilen einer DSAG-Mitgliedschaft erfahren.
Mehr zu diesem Tag
Verlorenes Vertrauen zurückgewinnen.
Gemeinsamer Appell von BGA und DSAG zur Bundestagswahl 2025
DSAG-Handelstage: Von Pricing über AI bis S/4HANA-Transformation
Als Aussteller dieses Jahr wieder mit dabei: bandtworks GmbH.
Know-How-Transfer bei OpenAI & SAP auf neuem Level
Wissensvermittlung im AK OpenAI & SAP auf einer neuen Stufe
Mehr in dieser Kategorie
Erfolgreiches Change-Management in SAP-S/4HANA-Projekten
DSAG-Academy-Training: Erfolgreiches Change-Management in S/4HANA-Projekten
SAP Payroll: Fokus auf die Cloud
DSAG-Einschätzung: SAP setzt auf Cloud-Transformation bei Payroll-Lösungen.
KHVVG 2025: Auswirkungen auf Krankenhäuser
KHVVG und KHZG prägen IT und Prozesse in Kliniken
Mehr von diesem Format
SAP Green Ledger: Eine erste Bilanz
DSAG-Einordnung der Klimaschutzlösung SAP Green Ledger
Was ist eigentlich… das Digital Discovery Assessment?
SAP DDA: Auswahlhilfe für Cloud-ERP
LFW24: Neue Umsetzungsfrist und Auswirkungen
LFW24: Verlängerte Frist für den 24h-Lieferantenwechsel in der Energiebranche