KHVVG 2025: Auswirkungen auf Krankenhäuser
Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz für Krankenhäuser mit SAP-Systemen
Im März 2025 will das Bundesgesundheitsministerium für Gesundheit die weiterentwickelten Leistungsgruppen sowie die dazugehörigen Qualitätskriterien für das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) vorstellen. Diese Neuerungen werden tiefgreifende Veränderungen in der deutschen Krankenhauslandschaft mit sich bringen und die IT-Systeme der Einrichtungen vor neue Herausforderungen stellen.

Insbesondere im Hinblick auf die Integration in bestehende SAP-Systemlandschaften, werden Krankenhäuser und Kliniken gefordert sein. Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) geht der Frage nach, welche Herausforderungen und Chancen sich aus dem KHVVG für Klinken und Krankenhäuser ergeben und welche Rolle das KHVVG im Kontext des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) spielt.
KHVVG und KHZG: Zwei Gesetze – unterschiedliche Schwerpunkte
Vor etwas mehr als zwei Jahren hat das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) angestoßen. Ähnlich wie das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) zielt es auf die Verbesserung der Krankenversorgung in Deutschland ab. Die Gesetze unterscheiden sich vor allem aufgrund ihrer Schwerpunktsetzung. „Das KHVVG kann als eine Weiterentwicklung und Ergänzung des KHZG betrachtet werden. Es konzentriert sich stärker auf strukturelle und qualitative Aspekte der Krankenhausversorgung, während das KHZG primär die technologische Modernisierung im Fokus hat“, so Michael Pfeil, DSAG-Arbeitskreissprecher Healthcare. Beiden gemein: eine signifikante Bedeutung für die Krankenhauslandschaft.
„Die Verbindung zwischen KHVVG und KHZG ist eng. Während das KHZG die Digitalisierung der Krankenhäuser fördert, stellt das KHVVG neue Anforderungen an die Qualität und Struktur der Versorgung. Die Umsetzung der KHVVG-Vorgaben erfordert moderne IT-Systeme, die durch das KHZG gefördert werden können“, erläutert Pfeil. Konkret sind mit dem KHVVG ab März 65 bundeseinheitliche Leistungsgruppen angekündigt, die mit spezifischen Qualitätskriterien verknüpft sind. Sie sollen die Versorgungsqualität verbessern, die Effizienz steigern und eine Spezialisierung herbeiführen. Gleichermaßen soll die Reform zu einer bedarfsorientierten Krankenhausplanung und einer Anpassung der Vergütungsstrukturen führen.
Technische und wirtschaftliche Herausforderungen durch das KHVVG
Doch: Monetäre, zeitliche und personelle Ressourcenknappheit könnten aus Sicht der DSAG zum Hemmschuh werden. „SAP spielt eine wichtige Rolle bei der Umsetzung des KHVVG, da viele Krankenhäuser SAP-Systeme nutzen. Konkrete Einsatzmöglichkeiten bestehen z. B. in der Abbildung der Leistungsgruppen, der Dokumentation von Qualitätskriterien und der Unterstützung bei der Leistungsplanung und -abrechnung“, erklärt Pfeil. Die Folge: Es werden große Anpassungen an den SAP-Systemen notwendig. Und diese kosten nicht nur Zeit, sondern auch viel Geld.
„Genauso wie das KHZG und die elektronische Patientenakte ePA kommt das KHVVG zur Unzeit für Kliniken und Krankenhäuser. Es sind einfach zu viele parallel umzusetzende Großprojekte“, fasst der IT-Experte zusammen. Denn: Neben den Gesetzesanforderungen stehen viele Häuser auch vor der Umstellung auf die neue SAP-Generation S/4HANA. Diese Migration ist für viele Krankenhäuser unvermeidlich, da der Support für ältere SAP-Systeme in den kommenden Jahren ausläuft. Die Umstellung erfordert umfassende Anpassungen in der IT-Infrastruktur und bei Geschäftsprozessen, was Zeit, Geld und spezialisierte IT-Fachkräfte beansprucht. „Die S/4HANA-Transformation ist keine einfache Software-Aktualisierung, sondern ein tiefgreifender Eingriff in die digitale DNA eines Krankenhauses“, erläutert Pfeil. Vor diesem Hintergrund hilft es aus Sicht der DSAG auch nicht, dass Synergien zwischen den KHZG-Projekten und den KHVVG-Anforderungen bestehen.
Strategische Vorbereitung: Was Krankenhäuser jetzt tun sollten
Was gilt es also jetzt zu tun für Klinken und Krankenhäuser mit bestehenden SAP-Systemen, um sich auf die neuen regulatorischen Vorgaben vorzubereiten? Die DSAG empfiehlt:
- Analyse des IST-Zustands, um festzustellen, welche Anpassungen zur Erfüllung der KHVVG-Anforderungen notwendig sind.
- Planung von Schulungen für Mitarbeitende
- Evaluierung möglicherweise zusätzlich notwendiger Module oder Erweiterungen, die implementiert werden müssen.
Hier sind die Häuser sicherlich wieder auf SAP-Partner und -Dienstleister angewiesen. „Sie können Krankenhäuser spezifisch beraten und bei den Systemanpassungen unterstützen – vielleicht auch durch die Entwicklung von Add-ons. Allerdings sollte man auch hier im Hinterkopf haben: Der Beratermarkt ist ebenfalls stark beansprucht aufgrund der zahlreichen Projekte in der Healthcare-Branche“, sagt der DSAG-Arbeitskreissprecher.
Die Rolle der DSAG als Vermittler
Die DSAG fungiert als zentrale Schnittstelle zwischen SAP, Krankenhäusern und Gesetzgebern. Sie bündelt Anforderungen der Anwender, setzt sich für die Entwicklung integrierter SAP-Lösungen ein und teilt Best Practices zur Umsetzung des KHVVG. Wünsche der Mitglieder an SAP umfassen die Erweiterung von Kernfunktionen um Randbereiche wie Patientenlogistik und Patientenportale.
Zukunftsperspektiven und Innovationen
Langfristig erwartet die DSAG eine verstärkte Integration von Qualitätsmanagement-Tools und KI-gestützten Analysen in SAP-Systeme. „Automatisierung und prädiktive Analysen könnten die Einhaltung von Qualitätskriterien erleichtern und die Ressourcenplanung verbessern“, prognostiziert Pfeil. Zusammenfassend bedeutet das: SAP muss flexible, skalierbare Lösungen entwickeln, die neue regulatorische Anforderungen schnell integrieren und die Gesundheitsbranche nachhaltig unterstützen.
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- Wie gehe ich solche Transformationsprojekte strategisch an?
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Die Infotage liefern praxisnahe Lösungsansätze. Zudem gehen sie dabei auch auf Cloud-Produkte ein und berücksichtigen KI-Anwendungen.
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