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SAP LeanIX

LeanIX wurde 2023 in das SAP-Produktportfolio integriert. Was hat sich seitdem rund um die Lösung getan? Welche neuen Features gibt es, wie steht es um die Integration in das SAP-Ökosystem, wie um die KI-Funktionen. Und ganz wichtig: Welche Strategie verfolgt SAP mit der Lösung. Diese und weitere Fragen beantwortet der Deep Dive. Tauchen Sie ein in SAP LeanIX! 

Ein Jahr nach der Übernahme:

Zahlreiche neue Features in SAP LeanIX 

Im vergangenen Jahr wurde LeanIX Teil des SAP-Produktportfolios – ein Schritt, den die DSAG- Mitgliedsunternehmen und die Experten in den Arbeitskreisen begrüßten (Link: DSAG-Einordnung: Schritt zur Business Transformation Suite). Ist SAP LeanIX doch aus technologischer Sicht eine passende Ergänzung zu SAP Signavio, dem Cloud-Application-Lifecycle-Management (SAP Cloud ALM) und dem Solution Manager mit einem starken Fokus auf alle Bereiche des Enterprise-Architecture-Managements. Die wesentlichen Neuerungen und Ankündigungen ordnet DSAG-Technologievorstand Sebastian Westphal ein. Die DSAG steht im engen Austausch mit André Christ, Geschäftsführer von LeanIX. 

Für LeanIX gilt es, die Ausrichtung auf das herstellerunabhängige Enterprise-Architektur-Management aufrechtzuerhalten – sowie als Teil des SAP-Produktportfolios die Harmonisierung und Integration in die SAP-Architekturen, Lösungen und Services mit Hochdruck voranzutreiben. 

Auch durch die im Rahmen der Sapphire bekanntgegebene Akquisition von WalkMe erwarten wir eine weitere Stärkung des Bereichs Business Transformation Management um Signavio und LeanIX. 

Für die nahe Zukunft wurde zudem die Strategie von LeanIX bekräftigt: Zum einen soll durch nahtlose Integrationen mit anderen SAP-Lösungen der Wert von LeanIX für SAP-Kunden weiter erhöht werden, zum anderen bleibt ein Hauptaugenmerk auf der Weiterentwicklung der eigenen Enterprise-Architecture (EA)-Fähigkeiten. Dieser strategische Ansatz soll die Position als Marktführer weiter festigen, und zwar nicht nur bei den Kunden von SAP, sondern in der gesamten EA-Branche. 

Integration mit dem SAP-Ökosystem

Erste neue Funktionen zur besseren Integration und Unterstützung von SAP-Architekturen wurden auf der Sapphire vorgestellt:  

Darüber hinaus stellte LeanIX ein Upgrade der bisherigen Suite zur Verfügung, das über ausführlichere Reports und Dashboards die Bereitstellung relevanter Informationen und die Entscheidungsfindung unterstützen. 

Und zu guter Letzt halten auch erste KI-Funktionen in LeanIX Einzug, um die Nutzung der Software und die Auswertung der relevanten Informationen zu optimieren. Fokus ist jedoch die Erweiterung der Datenmodelle und Fact Sheets, um die Einführung von KI-Technologien als Teil der Enterprise Architektur zu unterstützen und – wie bspw. durch den EU AI Act – zu erfassen und zu dokumentieren.

SAP Landscape Discovery

Die SAP Landscape Discovery liefert künftig einen tiefen Einblick in SAP-Landschaften und reduziert den Aufwand der Datenerfassung, indem in der SAP-Landschaft gefundene Applikationsdaten automatisch entdeckt und erfasst werden und so ein umfassender Überblick zu allen SAP-Cloud- und On-Premise-Systemen entsteht. Durch die automatische Erfassung soll die SAP Landscape Discovery die Datenqualität grundlegend verbessern und vervollständigen sowie den Unternehmen zeitnah präzise Erkenntnisse zum aktuellen „Ist“-Zustand der IT-Landschaft ermöglichen.  

Automatisch erkannte Applikationen in der Discovery zur Übernahme in den SAP LeanIX-Workspace

Die SAP Landscape-Discovery-Funktion nutzt dabei Cloud ALM für die Authentifizierung und für den Zugang zu den Systeminformationen, die in Cloud ALM selbst und in den zugrunde liegenden SAP-Systemen verfügbar sind. Die Nutzung dieser Funktionen erfordert die folgenden Vorbedingungen:  

  • Einen bestehenden Zugang oder die Einrichtung einer Cloud ALM-Instanz 
  • Automatische Entdeckung der Dienste und Systeme über Cloud ALM 

Mit der eingerichteten Verbindung beginnt die Identifizierung von SAP-Systemen, die anschließend in der SAP Landscape Discovery Inbox angezeigt und mit allen in der SAP-Landschaft gefundenen Systemen sowie mit neuen und bestehenden Factsheets verknüpft werden. 

Die Roadmap sieht zudem weitere Entwicklungsschritte vor, die aus Sicht der DSAG für eine Abbildung der heutigen SAP-Landschaften unerlässlich sind: Im Zuge des nächsten Entwicklungsschrittes dieser Funktion wird LeanIX in der Lage sein, auch SAP On-Premises-Applikationen zu identifizieren – mittelfristig soll dies auch für BTP-Dienste, Schnittstellen und Interaktionen zwischen SAP-Systemen möglich werden. Und auch benutzerdefinierte SAP-Erweiterungen, wie etwa Applikationen, die auf der SAP Build Process Automation basieren, sollen künftig darstellbar sein. 

Reference Business Architecture und Reference Solution Architecture

Die Einführung neuer oder die Transformation bestehender ERP-Landschaften stehen häufig vor der Herausforderung, das Potenzial zukünftiger Geschäftsfunktionen und -prozesse zu bewerten und eine passende Zielarchitektur festzulegen. Häufig werden hierzu Referenzarchitekturen herangezogen, um die Entscheidungsfindung zu unterstützen und den Projektumfang einzugrenzen. 

Diese Referenzarchitekturen werden nun über die Funktion Reference Catalogs in LeanIX bereitgestellt – sie basieren auf dem Reference Architecture Content von SAP, der einheitliche Inhalte zu Geschäfts- und Lösungsarchitekturen bietet.  

Die bereitgestellten Referenzarchitekturen bestehen aus zwei Teilen:  

  • SAP Reference Business Architecture (RBA) – Best Practices zu Business Capabilities und Geschäftsprozessen 
  • SAP Reference Solution Architecture (RSA) – Empfehlungen zu Applikationen und deren Fähigkeiten sowie Gruppierung von Applikationen 

Beide Arten von Referenzarchitekturen unterstützen die Abstimmung von Geschäftsprozessen und IT-Architekturen, indem sie Geschäftsfunktionen mit vorgeschlagenen SAP- und Nicht-SAP-Lösungen abbilden.  

Import von Business Architektur-Elementen in LeanIX

SAP-Cloud-ALM-Integration für Projekte

Bei der Planung und Durchführung von Systemtransformationen oder -projekten wird allerdings unverändert deutlich, dass das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten der SAP Transformation Suite, also Signavio, Cloud ALM, Solution Manager und Lean IX, noch einer weiteren Integration bedarf.   

In einem ersten Schritt wird es nun möglich, Projekte in SAP LeanIX mit dem SAP Cloud ALM zu verknüpfen. Mithilfe dieser Integration können in LeanIX erstellte Projekte mit dem SAP Cloud ALM synchronisiert werden, um ihre Umsetzung nachzuverfolgen und Projekte nahtlos als Initiativen-Factsheets von Cloud ALM in LeanIX zu importieren. 

Folgen Datenattribute von Projekten lassen sich damit zunächst synchronisieren: 

  • Meilensteine 
  • Status 
  • Fortschritt 
  • Phasen 

Mit dieser Synchronisierung werden Projektphasen (Meilensteine) übermittelt und die Zusammenarbeit zwischen Projektteams, IT-Abteilung und anderen Geschäftsbereichen erleichtert.

Synchronisation von in LeanIX erstellten Projekten mit Cloud ALM

Die vorgelegte Entwicklung ist ein erster wichtiger Schritt zur Lösung der derzeit noch fehlenden Klarheit, wie das „Produkt-Dreieck“ aus SAP Cloud ALM, Signavio und LeanIX zur effektiven Steuerung von Transformationen und Projekten genutzt werden kann.  

Denn sowohl LeanIX, als auch Signavio haben den Anspruch, Transformationen in der Planungs- und Scoping-Phase zu unterstützen – Cloud ALM soll die Projekte dann in der Umsetzungsphase übernehmen: Die jeweiligen Datenmodelle, Prozesshierarchien und Systeminformationen bedürfen einer weitaus intensiveren Verknüpfung und Synchronisation untereinander, als sie derzeit schon real existiert; ein Punkt, der derzeit zwischen den SAP-Produktteams und den DSAG-Arbeitskreisen intensiv bearbeitet wird.  

Referenzarchitekturen für die SAP Business Technology Platform (BTP)

(voraussichtlich verfügbar in Q4/2024)

Auch die Business Technology Platform (BTP) stellt verschiedene Referenzarchitekturen, beispielsweise für API-basierte Integrationen, zur Verfügung. Diese Referenzarchitekturen können nun ebenfalls als Bezugs- und Einstiegspunkte für die kundenseitige Architekturplanung herangezogen werden: Mit dem neuen Release stellt LeanIX die BTP-Referenzarchitekturen bereit, um einfachen Zugang zu Best Practices für verschiedene Szenarien sowie zu vorgefertigten und anpassbaren Diagrammen zu bieten.  

BTP-Referenzarchitekturen als Vorlagen in LeanIX

Mithilfe der verfügbaren BTP-Referenzarchitekturen können Unternehmen die Ausrichtung auf die SAP-Best Practices sicherstellen und die Diagrammerstellung mit Hilfe von Standard-Vorlagen beschleunigen.  

Upgrade der LeanIX-Suite

LeanIX stellt in diesem Jahr für die Kernzielgruppe der Enterprise-Architekten zudem weitere Upgrades bereit, die SAP- und Nicht-SAP-Kunden bei ihren täglichen Aufgaben unterstützen und insbesondere ausführlichere Reports und Dashboards umfassen. 

Dokumentation von Architekturentscheidungen

(voraussichtlich verfügbar in Q4/2024)

Bisher werden Architekturentscheidungen außerhalb von LeanIX (zum Beispiel in Confluence, Sharepoint usw.) festgehalten. Hierunter kann die Auffindbarkeit und gelegentlich auch die Vollständigkeit der jeweiligen Dokumentationen leiden. LeanIX wird daher künftig mit einer Funktion ausgestattet, die die Dokumentation von Architekturentscheidungen sowie der getroffenen Entscheidungen, samt des zugehörigen Kontextes ermöglicht. 

Vorschau auf die Dokumentation von Architekturentscheidungen in LeanIX

Presentations 

Diese neue Funktion ermöglicht es, relevante Reports und Diagramme direkt in LeanIX zu erstellen, zu kommentieren, zusammenzuführen und freizugeben – und ersetzt damit die parallele Erstellung von Präsentationsunterlagen.  

Die neue Funktion Presentations vereinfacht den Dialog über die IT-Architektur

Zusätzlich lassen sich Visualisierungen (mit Ausnahme der ersten Folie) und Notizen hinzufügen, um jeden Report und jedes Diagramm mit mehr Kontext und Informationen zu ergänzen – mit dem Ziel, Enterprise Architekten etwa bei der Vorbereitung für das nächste Architecture Review Board zu unterstützen. 

Use Case Fokus 

Werden komplexe Applikationslandschaften über viele Jahre aufgebaut und betrieben, erhöht sich der Umfang des zu verwaltenden Inventars ebenso wie die Verwaltung der Enterprise Architektur über Abteilungs- und Unternehmensgrenzen hinweg. Mit Hilfe des Use-Case-Fokus im LeanIX Workspace können Informationen nun anwenderbezogen gefiltert und nach individuellen Themenstellungen gegliedert werden, um die konkreten Fragestellungen des unternehmensindividuellen Geschäftsbetriebs zu unterstützen.

Spezifische Auswahl einzelner Anwendungsfälle

Individuelle Use-Case-Ansichten werden hierbei von den LeanIX-Administratoren manuell erstellt, um sicherzugehen, dass die benötigten Factsheet-Typen und -subtypen und deren relevante Abschnitte zu den entsprechenden Anwendungsfällen angezeigt werden.  

Technology Radar Report und Software Bill of Materials

Mit dem neuen Technology Radar Report von LeanIX kann der eingesetzte Technologie-Stack eines Unternehmens zentral verfolgt und bewertet werden und es werden Normenvorgaben unterstützt, die technischen Teams als Orientierungshilfe dienen.  

Visualisierung von Technologiestandards mit dem Technology Radar Report 

Durch Software Bill of Materials werden Unternehmen zusätzlich dabei unterstützt, ihre eingesetzten Software-Komponenten zu erfassen und daraus resultierende Abhängigkeiten von (Software-)Drittanbietern zu ermitteln. Eine Funktion, die in Zeiten verstärkter Vendor-LogIns und kapitalmarktorientiert geprägter Cloud-Strategien stark an Bedeutung gewonnen hat. Die Grundlage der neuen Funktionalität bildet das SBOM-Formats Cyclone DX.  

Aufwertung der Dashboards 

Nutzer von LeanIX können in Zukunft Informationen zielgruppenspezifisch auf den LeanIX-Dashboards anzeigen, um auf unternehmenskritische Informationen und Erkenntnisse zugreifen zu können. Darüber hinaus werden weitere vorkonfigurierte Key Performance Indicators (KPI) für Enterprise Architekten bereitgestellt wie bspw.  

  • Vollständigkeitsgrad der Factsheets 
  • Anteil veralteter Applikationen 
  • Anzahl der betroffenen Benutzergruppen 
  • Anzahl der einmalig aktiven Benutzer 
  • Anzahl der Applikationen pro Anbieter 
Vorschau – Individualisierbare KPI-Dashboards

KI-Funktionen in LeanIX

Auch LeanIX kann sich dem Hype um Generative KI nicht entziehen und ist ebenso Teil der Business-AI-Strategie der SAP. Erste Lösungen werden nun ausgeliefert und konzentrieren sich zunächst auf die Verbesserung des Nutzungserlebnisses durch den Einsatz von LLM-Modellen.  

Diese Entwicklungen sollen auf speziell dafür vorgesehene OpenAI-Modelle zurückgreifen, die auf Microsoft Azure gehostet werden. Weitere Details, die den Schutz und die Vertraulichkeit von Enterprise-Architektur-Daten der Unternehmen sicherstellen, werden gesondert veröffentlicht. 

Parallel trägt LeanIX den gestiegenen Anforderungen in den Unternehmen zur Etablierung einer KI-Governance Rechnung, um die IT-Architekten zu unterstützen sowie erste KI-Technologien zügig und weitreichend in den Unternehmen einzuführen. 

KI-basierte Generierung von Texten

Innerhalb von SAP LeanIX werden künftig Sprachmodelle eingesetzt, um die Texterstellung in verschiedensten Anwendungsszenarien zu unterstützen. Dazu gehört beispielsweise das automatisierte, kontextsensitive Ausfüllen beliebiger Textfelder für Factsheets oder die Beschreibungen von Reports – die generierten Texte können hierbei von den Nutzern im Anschluss bearbeitet werden. 

Integration von SAP Joule

(voraussichtlich verfügbar in Q4/2024)

Der von SAP bereitgestellte KI-Assistent Joule wird künftig auch in Lean IX nutzbar sein, um kontextbasiert das Auffinden relevanter Informationen zu erleichtern – die Anfrageergebnisse umfassen neben den vom Anwender angeforderten Berichtsansichten auch Diagramme, Factsheets und einzelne Reports. 

Vorschau – Joule in LeanIX

Metamodell-Erweiterung für KI-Einführung und Governance 

Über die AI Governance-Erweiterung des Metamodells in Lean IX können Enterprise Architekten die Implementierung und Nutzung von KI-Modellen und -Services sowie die damit verbundenen Risiken als Bestandteil der Enterprise Architektur wirksam verfolgen, verwalten und kategorisieren.  

Im Einzelnen wird das bisherige Metamodell von Lean IX wie folgt erweitert: 

  1. Der Abschnitt Governance wird gemeinsam mit dem Unterabschnitt für KI-Governance und -Einführung zu den Application Factsheets hinzugefügt und enthält einzeln auswählbare Attribute, die Nutzung, Typ, Risiko und Potenzial von KI betreffen.  
  2. Das Business Capability Factsheet wird um einen Unterabschnitt AI Potential Assessment erweitert, um Potenziale des KI-Einsatzes am konkreten Anwendungsfall zu hinterlegen. 
  3. Der LLM-Subtyp erlaubt das Erstellen eigener Factsheets für LLMs als Teil der IT Component Factsheets
  4. Das IT Component Factsheet wird um den Unterabschnitt Technology Assessment und eine AI Radar Classification erweitert, um eine einheitliche KI-Governance zu unterstützen und die Darstellung der KI-Klassifizierung innerhalb der IT-Landschaft zu vereinfachen. 
Erweiterungen des LeanIX-Metamodells

AI Inventory Builder und KI-Empfehlung für praktische Anwendungsfälle

(voraussichtlich verfügbar in Q4/2024)

Mit dem LeanIX AI Inventory Builder soll die Erfassung von Architekturdaten, um das Unternehmensarchitektur-Inventar in LeanIX zu erstellen und zu pflegen, durch die automatische Umwandlung von Architekturdiagrammen oder Texten in die vorgesehenen Factsheets unterstützt werden.  

Darüber hinaus sollen künftig Optimierungsempfehlungen auf Basis der LeanIX Architecture Knowledge Base generiert werden. Ziel ist es, konkrete Umsetzungsempfehlungen zur fachlichen oder technischen Optimierung der Applikationslandschaft bereitzustellen. 

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich seit der Übernahme viel bei LeanIX tut, einiges ist bereits vorhanden, manches soll noch in diesem Jahr einsatzbereit werden. Vielversprechend Referenzarchitekturen und KI-Funktionen machen den Anfang. Weitere Informationen können der Roadmap zu SAP LeanIX als Entscheidungshilfe für die weitere Planung entnommen werden.  

Für weitere Details und konkrete Fragen zu Anwendungsszenarien empfiehlt sich eine aktive Mitarbeit in den Arbeitskreisen Business Process Management und Enterprise Architecture. Dort finden sich auch weiterführende Informationen über die entsprechenden Aktivitäten der Gremien.