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SAP Green Ledger: Eine erste Bilanz

Mit dem SAP Green Ledger stellt SAP eine Klimaschutzlösung vor, die eine transaktionsbezogene CO2-Bilanzierung unterstützt. Unternehmen sollen ihren CO2-Ausstoß synchron mit ihren Finanzdaten verwalten, Emissionsdaten zu jeder Geschäftstransaktion erfassen und bilanzieren können.

SAP hat nach fast zweijähriger Entwicklungszeit Ende 2024 die allgemeine Verfügbarkeit von SAP Green Ledger bekannt gegeben. Dieser Teil des SAP-Nachhaltigkeitsproduktportfolios soll es ermöglichen, durch Zuordnung von Emissionsdaten zu den entsprechenden wirtschaftlichen Aktivitäten und Transaktionen den CO2-Fußabdruck von Produkten, Dienstleistungen und Organisationseinheiten zu erfassen, zu analysieren und auszuweisen.

Die neue Lösung ist ein Produktangebot, das einen ersten Schritt zur Erfüllung gesetzlicher Anforderungen durch die Integration von Finanz- und Umweltdaten darstellt, um den Anforderungen an Unternehmen aus Nachhaltigkeitsvorschriften wie der EU CSRD, ETS2, CBAM oder ISSB zu begegnen. In diesem Rahmen gilt es für SAP und die Anwenderunternehmen, in den kommenden Monaten genau zu beobachten, wie und ob sich diese Anforderungen beispielsweise für den relevanten US-Markt unter der neuen US-Regierung verändern.  

Komplexität der Lösung

Zunächst ist es wichtig, zu wissen, dass es sich bei dem SAP Green Ledger nicht um ein singuläres Produkt, sondern die Komposition mehrerer SAP-Lösungen/Services handelt:

  • das SAP Sustainability Footprint Management und SAP Sustainability Data Exchange für den Datenimport und die CO2-Datengenerierung,
  • die SAP Business Technology Platform (BTP),
  • das SAP Green Ledger als eigentliches Ledger
  • sowie das SAP Group Reporting und die SAP Analytics Cloud inkl. SAP Sustainability Control Tower für das Berichtswesen bzw. Planungs- und Forecast-Funktionalitäten.
Green Ledger - Komplexität der Lösung

Integration von SAP Green Ledger in Finanzprozesse wünschenswert

Zunächst ist es wichtig, zu wissen, dass es sich bei dem SAP Green Ledger nicht um ein singuläres Produkt, sondern die Komposition mehrere SAP-Lösungen/Services handelt.
Sebastian Westphal
Sebastian Westphal
DSAG-Fachvorstand Technologie

Technisch wird das SAP Green Ledger selbst mit dem Standard im S/4HANA Core ausgeliefert, ähnlich des bereits seit langem bekannten Prinzips eines parallelen Bilanzierungs- oder Steuerledgers – mit dem großen Unterschied, dass das Green Ledger komplett entkoppelt vom Financial Ledger aufgebaut wird: Die Belege des Green Ledgers werden in der BTP gespeichert, nicht in S/4HANA bspw. in der ACDOCA (Accounting Document Actual).

Damit können die Finanzrechnungen im SAP Green Ledger nun zwar CO2-seitig bewertet werden – aber eine Integration der Bewertung in die bestehenden Finanz-Buchungsprozesse direkt bei der Buchung ist nicht möglich oder geplant, sodass nunmehr zunächst zwei getrennte Prozessketten etabliert werden.

Green Ledger - Integration von SAP Green Ledger in Finanzprozesse

Aus Sicht der Anwenderunternehmen wäre eine Integration in die Finanzprozesse bspw. im Rahmen des Carbon Subledgers wünschenswert. Dafür wird sich die DSAG im Austausch mit SAP einsetzen.

Bestandskunden weiterhin abgehängt

Denn auch wenn SAP die Kernkomponenten im S/4HANA-Core ab dem S/4HANA-Release 20/09 anbietet, verbleibt die Kopplung des neuen Produkts an die kommerziellen Angebote SAP RISE und GROW vor dem Hintergrund der Kapselung der neuen Lösung inkl. Speicherung der Daten außerhalb des S/4HANA-Systems aus Sicht der DSAG unverständlich. Damit werden Unternehmen, die sich gegen das standardisierte SAP-Betriebsmodell entscheiden und z. B. S/4HANA selbst bei einem Hyperscaler betreiben, von der Nutzung des Produktes ausgeschlossen.

Die DSAG setzt sich weiterhin dafür ein, dass für diese Kunden wie auch die ECC-Bestandskunden ein Angebot zur Nutzung der Produktkomposition rund um das SAP Green Ledger durch SAP bereitgestellt wird, insbesondere aufgrund des Umstands, dass die wesentlichen Lösungskomponenten als additive Cloud-Komponenten bereitgestellt und Daten und Belege auf der BTP vorgehalten werden.

Abonnementmodell bei SAP Green Leger vorgesehen

Für das neue Produkt ist ein Abonnementmodell basierend auf der Metrik „gebuchte Dokumente“ vorgesehen. Genaue Preispunkte sind noch nicht veröffentlicht, sollen aber zeitnah folgen. Damit ist eine Bewertung, ob der aus dem Preismodell entstehende finanzielle Aufwand im richtigen Verhältnis zum Nutzen steht, aktuell noch nicht möglich. Die Anwendungsunternehmen erwarten hier eine größtmögliche Abdeckung im Rahmen der SAP-Wartung, handelt es sich doch um die Umsetzung einer gesetzlichen Anforderung, die für ein ERP-System obligatorisch ist.

Produktive Kunden/erste Referenzen

Es gibt noch keine produktiven Kunden, aber einige Pilotkunden wie z. B. Covestro (siehe Beitrag hier) sind eng in die Produktentwicklung involviert. Sobald erste Erfahrungen von DSAG-Mitgliedsunternehmen vorliegen, werden diese in den relevanten Gremien vorgestellt und evtl. Verbesserungsbedarf an SAP adressiert.

Was braucht es noch für SAP Green Ledger?

Eine Integration von Drittanbietern zur Lieferung von CO2-Daten wie beispielsweise über Osapiens wird durch die aktuelle Lösung nicht unterstützt. Zwar ist ein Datenaustausch über den SAP Sustainability Data Exchange möglich, der Anwender wird aber (wie auch beim SAP Sustainability Footprint Management) bei der Frage der Datenbereitstellung bzw. Datenbelieferung nur in sehr überschaubarem Maße unterstützt (siehe Kasten). Aktuell wird ein Datenimport nach standardisiertem Format bereitgestellt (CSV Template), für die Zukunft ist ein API-Import vorgesehen. Auch ist die automatisierte Analyse von Lieferantenrechnungen zur direkten Verbuchung im Green Ledger (auf der BTP) noch Zukunftsmusik, wie der SAP-Roadmap zu entnehmen ist.  

Den CO2 Footprint positiv beeinflussen durch Supply Chain Management

Eine Einordnung von Thomas Henzler, DSAG-Fachvorstand Vertrieb, Produktion und Logistik

In Zukunft wird es zunehmend entscheidend werden, Nachhaltigkeit nicht nur zu messen und in Dashboards zu präsentieren, sondern aktiv auch in der Produktion oder in der Lieferkette zu steuern. Mit steigenden Kosten für die Tonne CO2 wird es zunehmend interessant für die Unternehmen, aktiv Nachhaltigkeit in ihren Prozessen zu etablieren. Waren es einst die Lieferzeit und der Preis, die maßgeblich die Sourcing-Strategie festlegten, ist es nun zunehmend der CO2-Fußabdruck der eingekauften Produkte. Was für die klassischen Themen wie Preis und Lieferzeit absolut normal ist, ist für die Nachhaltigkeitsaspekte nicht überall üblich.

Am folgenden Beispiel zeigt sich sehr gut die Integration der entsprechenden SAP-Produkte: Im ERP selbst erhält der Einkäufer eine Info über den Footprint des zu beschaffenden Produkts. Dieser wird aus dem SAP Sustainability Footprint Management (SFM) mittels Integration abgerufen. Die Werte im SAP SFM hingegen können manuell oder z. B. auf Basis des Sustainability Data Exchange digital über die Lieferanten-Kommunikation bezogen werden. Dort wiederum spielen die Bestandteile des Business Networks eine Rolle. Der Sustainability Control Tower kann in Kennzahlen aufbereitet aufzeigen, wie viele Tonnen CO2 eingespart wurden und was dies ggf. an Geldwert bedeutet. Dieses Beispiel spiegelt klar die Abhängigkeiten untereinander wider und verdeutlicht, dass es eher um eine Suite an Lösungen aus dem Sustainability-Portfolio geht.

Das Business-Network-Portfolio soll unterstützen

Für die Unternehmen heißt das, schrittweise eine Datenbasis aufzubauen, um den Carbon Footprint ihrer Produkte zu ermitteln. Lösungen wie der SAP Sustainability Footprint Manager helfen zwar dabei, jedoch ist es sehr arbeitsintensiv, sich mit Lieferanten auseinanderzusetzen oder auch externe Datenprovider anzubinden. Dabei unterstützen sollen aus Sicht der SAP zukünftig verstärkt Lösungen aus dem SAP Business Network Portfolio wie z. B. Ariba oder auch Services wie der erwähnte SAP Sustainability Data Exchange, um über die Unternehmensgrenzen hinweg Daten auszutauschen. Ähnlich wie auch bereits bei dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist die Vernetzung und darauf aufbauend die Automatisierung ein elementarer Bestandteil, um zu verhindern, dass Unternehmen in administrativer Arbeit ersticken.

Green Ledger ist der finale und logische Abschluss, um den Footprint eines Unternehmens quantitativ zu erfassen und zu visualisieren. Die Steuerung erfolgt tief in den logistischen Prozessen und erfordert eine solide Datenbasis.

Green Ledger ist der finale und logische Abschluss, um den Footprint eines Unternehmens quantitativ zu erfassen und zu visualisieren. Die Steuerung erfolgt tief in den logistischen Prozessen und erfordert eine solide Datenbasis.
Thomas Henzler
Thomas Henzler
DSAG-Fachvorstand Vertrieb, Produktion und Logistik

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