Herzkammer BTP
TALKE realisiert Realtime-Tracking-Data-Hub
Anfang der 1970er Jahre wurden Daten vor allem unterstützend eingesetzt. Heute sind sie wertvolle Ressource und wichtige Produkte. Insbesondere in Logistikprozessen gewinnen sie an Bedeutung.
Das hat der Logistikdienstleister TALKE erkannt und das Projekt „Realtime-Tracking-Data-Hub” ins Leben gerufen. Das Ziel: Ein zentraler Data-Hub, in dem Daten aus verschiedensten Quellen orchestriert und Kundenunternehmen sowie Partnern über Schnittstellen zur Verfügung gestellt werden. Im Zentrum der Datendrehscheibe: die SAP Business Technology Platform (BTP).
Alfred Talke GmbH & Co. KG
TALKE ist einer der weltweit führenden Anbieter von Logistiklösungen für die Welt der Chemie. Über die Hälfte der Top-50-Chemiekonzerne weltweit vertraut bereits auf die Leistungen des 1947 gegründeten Familienunternehmens. TALKE vereint 4.600 Menschen auf drei Kontinenten unter ihrem Dach. Heutige Kernkompetenzen sind Transport, Verpackung, Lagerung und Umschlag gefährlicher und harmloser Stoffe aller Aggregatzustände. Zudem berät, gestaltet und implementiert TALKE rund um logistische Prozesse, Gebäude und Anlagen.
Man nehme einen Logistikdienstleister, der eine große Bandbreite an Logistikdienstleistungen abdeckt und fast alle Leistungen mit SAP-Anwendungen bedient. Man ergänze ein anspruchsvolles Marktumfeld, zahlreiche Kunden- und Partneranforderungen sowie technische und interne Anforderungen. Das Ergebnis: Die perfekte Ausgangslage für ein großes Digitalisierungsprojekt. Unter dem Titel „Realtime-Tracking-Data-Hub“ hat TALKE genau das in Angriff genommen und eine Lösung implementiert, um z. B. Lieferungen in Echtzeit verfolgen zu können.
Portalfähige Lösung angestrebt
„Uns war klar, dass wir alle an uns gestellten Anforderungen, wie z. B. aus technischer Sicht eine einfache Wart- und Erweiterbarkeit, aus Kundensicht ein transparentes Supply-Chain-Management (SCM) und aus Partnersicht eine einheitliche Kommunikation, nur dann erreichen können, wenn die Lösung selbst flexibel ist“, erläutert Stefan Heidrich, Team Leader IT Supply Chain Integration – Digitalisierung bei TALKE. Flexibilität und Agilität wurden vor allem bei der Implementierung der Kundenanforderungen bezüglich des Datenaustauschs erwartet. Gleichzeitig gab es den Anspruch, dass Prozesse und Systeme orchestriert werden, die Lösung portalfähig ist, zukünftige Dienstleistungen auch abgebildet werden können und eine nachhaltige Technologie eingesetzt wird.
„Unser Ziel war es, Daten aus unseren SAP-Systemen für Transport und Logistik sowie aus dem Internet zu Verkehr und Wetter, aber auch aus dem Container-Tracking-System konsolidiert und strukturiert in einer zentralen Drehscheibe zu bündeln“, erklärt Stefan Heidrich. Partner sollten über eine technische Schnittstelle auf diese Daten zugreifen können. Hierzu werden mittels Digital-Integration-Hub-Pattern auf SAP Cloud Integration periodisch Telematik-Daten und Daten aus dem SAP Transportation Management (TM) abgerufen, in der HANA-Cloud-Datenbank orchestriert und im Anschluss über Push- und Pull-Schnittstellen via SAP API Management zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus soll der Data-Hub langfristig in ein TALKE-Portal ausgebaut werden, auf welches Kundenunternehmen, Lieferanten und auch weitere Partner direkten Zugriff haben sollen.
Datensicherheit hat oberste Priorität
Was die IT-Abteilung anbelangt, sollen die Mitarbeitenden die Lösung selbst betreuen und Innovationen realisieren können, ohne erst Skills für die Entwicklung aufbauen zu müssen. „Uns war wichtig, alles mit einem gewissen Trainings-Aufwand selbst machen zu können. Gleichzeitig wollten wir die Daten nicht mit unbekannten Plattformen teilen. Wir gehen mit unseren Daten und mit denen unserer Kunden sehr sorgfältig um, daher musste eine vertrauensvolle Basis gefunden werden“, so Stefan Heidrich. TALKE sichert den direkten Zugriff auf die Daten über den SAP Identity Authentication Service ab, sodass niemand Daten anderer Kunden sieht. Zudem wird ein genereller Zugriff grundsätzlich komplett eingeschränkt, und es wird durch die Konfigurationsmöglichkeiten schließlich auch unmöglich gemacht, Daten an die falschen Kunden zu schicken.
Die Entscheidung für SAP und die BTP war entsprechend schnell getroffen. Denn aus Sicht des Experten ist hier nicht nur die Datensicherheit gegeben, sondern auch die Möglichkeit für Innovationen, Skalierbarkeit und Variabilität. „Wir haben bereits viele SAP-Lösungen im Einsatz, und die SAP Integration Suite in Verbindung mit der BTP erschienen uns als die zukunftsfähigsten Optionen am Markt“, sagt der Experte für IT-Supply-Chain-Integration.
Nach der Entscheidung für SAP wurde eine Umgebung mit der Integration Suite und verschiedenen weiteren Systemen aufgebaut (siehe Grafik Seite 32). „Die SAP Integration Suite ist das Herz, unsere Digitalisierungsstrategie und die BTP stehen für die Herzkammern. Die BTP bringt uns die Innovationspotenziale“, sagt Stefan Heidrich.
Echte Daten für die Einführung
Für die Einführung hat TALKE mit einem konkreten Kunden einen Anwendungsfall definiert. „Wir haben gleich zu Beginn mit echten Daten gearbeitet. Ziel war es, ein Realtime-Tracking zu ermöglichen, sodass das Kundenunternehmen weiß, wo z. B. der Lkw mit seiner Ware gerade ist und dementsprechend seinen Eingang planen kann“, fasst der Experte zusammen. Insgesamt drei Monate dauerte die Implementierung. Hinzu kam noch ein Monat für das Feintuning. Es wurde gemeinsam mit dem Kunden im Echtbetrieb getestet.
Im Anschluss konnten binnen weniger Wochen die nächsten Kunden aufgeschaltet werden. Für die TALKE-IT eine enorme Zeitersparnis. Inzwischen setzen rund 50 Kunden auf die BTP und weitere könnten binnen weniger Tage an Bord gehen. Auch auf Kundenseite ist der Aufwand sehr gering. Sind einmal die Anforderungen des Kundenunternehmens definiert, muss lediglich noch eine Schnittstelle zur Verfügung gestellt werden, über die TALKE die Daten senden kann.
Große Datenmengen
Rein technisch war die Einführung der BTP keine große Herausforderung. Gefordert waren die Mitarbeitenden eher dahingehend, dass das Technologie-Know-how im Haus zu Beginn des Projekts noch fehlte. „Wir wussten noch nicht, was die BTP mit einer SAP-Cloud-Platform-Integration in Kombination mit der HANA-Datenbank macht. Hier sind wir im Projekt gereift“, sagt Stefan Heidrich. Lediglich hinsichtlich des Sizing wurden die Expert:innen überrascht. Dadurch, dass das Aufschalten der Kunden so reibungslos und schnell ging, wurden in kurzer Zeit sehr große Datenmengen generiert. Ein Problem, das mit SAP jedoch gut gelöst werden konnte, sodass Datenwachstum bei der BTP überhaupt kein Problem darstellt.
Überhaupt sei die Zusammenarbeit mit SAP im gesamten Projektverlauf sehr gut gewesen. Insbesondere im Vorfeld des Projekts sei die Entwicklungsorganisation von SAP ein guter Sparringspartner gewesen, was die Idee und die Entwicklung der BTP anbelangt. „Und auch im Nachhinein stand uns SAP immer mit Rat und Tat zur Seite, um neue Use-Cases umzusetzen, wie z. B. die Kennung von Container-Nummern“, so Stefan Heidrich. Die Idee ist, Container-Nummern mit einer Handy-App zu scannen, sodass Fahrer:innen oder Disponent:innen diese nicht mehr eingeben müssen.
Skalierbarkeit und Innovationspotenzial
Solche innovativen Ideen sind es auch, welche die TALKE-IT nach der erfolgreichen Einführung des Data-Hubs nun weiter vorantreiben möchte. Die Logik, die in Deutschland implementiert wurde, soll nun eins zu eins auch in den USA ausgerollt werden. Hier schätzen die Expert:innen vor allem die gebotene Skalierbarkeit. Insgesamt sollen bei TALKE nun das Realtime- und das Container-Tracking weiter ausgebaut werden, sodass auch auf Container-Ebene z. B. Füllgrad und Temperatur getrackt werden können. Gleichzeitig soll das App-Universum ausgebaut, der Kundenauftragsprozess digitalisiert und Künstliche Intelligenz (KI) genutzt werden. Alles mit Hilfe der SAP Integration Suite und der BTP. Sie sorgen dafür, dass in den IT-Adern von TALKE das Innovationsblut auch in Zukunft weiter fließt.
Der Expertentipp
Gehen Sie in kleinen Schritten vor und verzichten Sie auf einen Big Bang. Bauen Sie zunächst Know-how auf. Ist die Business Technology Platform (BTP) erst implementiert, lassen sich die Geschwindigkeit bei der Anbindung der Partner sehr leicht erhöhen und etwaige Zeitverluste durch eine schrittweise Einführung wieder reinholen.
Bildnachweis: Alfred Talke GmbH & Co. KG, Shutterstock + Anna Polywka
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